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Mittwoch, 8. April 2015

Ewige Liebe






Ewige Liebe

 

“Wir haben immer alles zusammen gemacht – mein Mann und ich – fast 60 Jahre lang.

Es gab für mich keinen Grund, alleine etwas zu unternehmen – mit ihm gemeinsam war es immer am Schönsten. Mit ihm zusammen zu sein, ihn in meiner Nähe zu haben, das war immer mein grösstes Glück, seit ich ihn kennengelernt habe.

Er war ein flotter junger Mann, viele wollten ihn haben…
Etwas schüchtern – aber das habe ich zu meinen Gunsten genutzt.
Ich bin auf ihn zugegangen, ganz behutsam und mit viel Geduld…

Ich habe ihm immer Zeit gelassen, sich an etwas zu gewöhnen. Ich wollte ihn nie mit etwas Neuem vor den Kopf stossen. Behutsamkeit und Rücksichtnahme, das war uns immer wichtig. Trotzdem konnten wir die meisten unserer Wünsche erfüllen – er und ich… Wir haben unsere Ziele einfach nicht zu hoch gesteckt.

Uns war es wichtig, die Dinge zusammen zu erleben…
Darum habe ich immer darauf geachtet, dass ich seine Interessen mit ihm teilen konnte. Manchmal brauchte es etwas Zeit oder Überwindung bis es auch mir Freude gemacht hat…
Aber ich habe es immer versucht – und wenn keine Vorliebe aufkommen wollte, dann habe ich es ihm gesagt. Wir fanden immer eine Lösung.
Auch bei ihm dauerte es natürlich ab und zu länger, bis er mit einem Vorschlag oder Wunsch von mir einverstanden war. Aber ich habe ihm immer Zeit gelassen, sich an meine Vorschläge zu gewöhnen. Es kam auch vor, dass mir dann das Anliegen mit der Zeit gar nicht mehr so wichtig war und dann habe ich es einfach gelassen. Geschadet hat das nie.
Es gibt soviel Schönes im Leben, da kann man doch auch einmal auf etwas verzichten, wenn der andere Mühe damit hat. Schon bald findet sich etwas Neues.

Das Zusammenleben war immer ein Geben und Nehmen,  und die Achtung vor dem Anderen – und das Reden; ja das Reden ist besonders nötig! Damit man einander versteht…  
Mir war es eben wichtig, mit jemandem zusammen zu sein, der mich versteht, auf den ich mich verlassen kann, der da ist – ganz gleich was kommt. Jemand der sich für mich interessiert, dem ich wichtig bin, der zu mir steht und der mir hilft. Dafür habe ich geheiratet…

Wir haben uns gegenseitig immer geholfen. Ich habe oft im Betrieb mitgearbeitet. Eine schwere Arbeit…
Doch so war er schneller damit fertig und wir hatten mehr freie Zeit gemeinsam.
Ich habe durch ihn viel gelernt, er war ein guter Handwerker. Miteinander weiterzukommen, gemeinsam etwas aufzubauen, die Familie, den Betrieb… Wir haben uns gut ergänzt, er und ich…
Natürlich musste er keine Hausarbeit machen, dafür habe ich schon selber gesorgt. Aber als die Kinder aus dem Haus waren, hat er immer das Geschirr abgetrocknet, während ich abwusch. Das waren schöne Momente – zweimal am Tag – so Seite an Seite.
Mit der Erziehung der Kinder gab es fast nie Meinungsverschiedenheiten. Wir waren beide eine konsequente, liebevolle Erziehung ‘von Haus aus’ gewohnt.

Wir hatten auch schwierige Zeiten, vor allem am Anfang. Aber die Liebe und der Wunsch zusammenzubleiben hat das alles ertragen. Mit etwas gutem Wille ging es immer.
Wir versuchten einfach, die Dinge nicht kompliziert werden zu lassen – frühe, einfache Lösungen zu finden. Je länger wir zusammen waren und je mehr Schwierigkeiten wir miteinander überwunden hatten, desto einfacher wurde das Zusammenleben. Unsere Liebe wuchs! Wir haben uns einfach immer respektiert und in Ruhe die Dinge besprochen.

Ich wollte nie einen anderen – nein, nie! Für was auch – er hat mir gegeben was ich brauchte und was es nicht gab, hätte ich auch von einem anderen nicht bekommen. Oder ich hätte auf etwas anderes verzichten müssen. Alles kann man einfach nicht haben. Etwas Bescheidenheit hilft bei solchen Dingen meistens.
Wir hatten oft nicht viel, aber die Liebe, das Vertrauen und die Geborgenheit waren mir stets mehr wert als Geld und andere Dinge.
Wir genügten uns…. Unsere Kinder, die Arbeit und unsere Liebe zur Natur, das füllte uns aus.
Viel sind wir gewandert, später haben wir auch mal ein ’Reisli‘ gemacht– aber immer in der Schweiz oder im nahen Ausland. Weiter fort zog es uns nie, hier gibt es genügend schöne Orte.

Dann habe ich ihn lange Zeit gepflegt. Vor vier Jahren ist er dann gegangen – das erste Mal ohne mich und gerade für immer. Das war schon schwer…
Aber man wusste ja, das es mal so sein wird. Nun bin es eben ich…
Aber er wird auf mich warten, das haben wir uns versprochen…”

[Ein betagter Mund wird von einem geheimnisvollen Lächeln liebevoll umspielt….]

©/® Copyright by Herr Oter





;)

3 Kommentare :

chat noir hat gesagt…
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planet112 hat gesagt…
Der Kommentar wurde von einem Blog-Administrator entfernt.
Herr Oter hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.