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Freitag, 6. Dezember 2013

Schmutzli





Schmutzli

Heute, am Samiklaustag, werde ich am Nachmittag wieder, wie bereits gestern, hier in einem Altersheim unterwegs sein. Ich begleite nämlich den Samiklaus – als Schmutzli.

Schmutzli“, so nennt man in dieser Gegend hier den Knecht Ruprecht.

Eine „gfürchige“ Gestalt – die mir eigentlich völlig zuwider ist. Denn, während der Samiklaus als Himmelsbote die „Gschenkli“ bringt, muss ich als Höllenvertreter oder gar als der „gezähmte Teufel“, die drohende und strafende Rolle übernehmen. Dabei wäre ich doch viel lieber ein Lieber, aber es fehlte nun mal ein Schmutzli. Also mache ich das, obwohl ich bisher fest überzeugt war, dass ich mich ganz sicher nie als „Beelzebub“, wie er an manchen Orten auch genannt wird, zur Verfügung stellen würde, und nun das:



Aber, ich konnte der Anfrage einfach nicht widerstehen, wenn man mich schon so nett bittet.

Also bin ich nun, zusammen mit dem prächtigen Samiklaus und seinem stattlichen Helfer, als gefürchteter Schmutzli bei den betagten Bewohnern in unseren beiden Heimen zu Besuch; schwarz von unten bis oben, mit einem „Schellenkranz“ (Glöckchen) um den Bauch, der „Fitze(Rute) in der einen Hand und dem „Brämi“ in der anderen.

Das „Brämi“ ist ursprünglich ein Stück Kohle – doch heute verwende ich einen schwarzen Wachsstift, der lässt sich nachher besser wieder entfernen. 

Denn „Brämi“ gibt es auf die Backen, auf die eine oder in ganz schlimmen Fällen halt auf beide. „Brämi“ macht man(n) vor allem den Frauen – am liebsten den jungen Mädchen – und eigentlich nur den „Bösen“ – aber da nimmt man es nicht so genau. Man „brämt“ was man(n) bekommt, denn sie wehren sich alle und rennen unter Gekreische wenn möglich davon, aber meistens halt doch vergebens, den früher oder später bekommt man(n) sie alle.

Doch dieses „Problem“ habe ich im Altersheim natürlich nicht. „Gebrämt“ werden sie von mir aber trotzdem – auch wenn sie bereits „etwas älter“ sind und nicht mehr davon rennen können. Dafür zieren sie sich jetzt, wenigstens anfangs und dann..... lassen sie sich nicht ungern unter dem Gelächter der anderen, einen schwarzen Strich auf die "Backe" (Wange) malen. Den tragen sie dann stolz den ganzen Abend, wie eine Jagdtrophäe.

Im Altersheim lobt der Samiklaus vor allem und tadelt wenig. Sein guter Helfer verteilt liebevoll Schokolade, Nüssli und Mandarinli. Auch meine „Fitze“ kommt natürlich nicht zum Einsatz. Auch schweige ich immer, hüpfe höchstens ab und zu oder stampfe selten mal kräftig, sei es zum Applaus oder zur Schelte, damit die „Schellen“ so richtig „schellen“.

In meiner Kindheit kam bei uns Zuhause der Samiklaus immer allein. Ein Knecht Ruprecht durfte zu meiner Zeit nie kommen. Denn Mami hatte auch als Erwachsene noch immer etwas Angst vor dem Samiklaus. Heute würde man vermutlich von einem „Trauma“ sprechen.

Schuld war ein Erlebnis aus ihrer Kindheit, als sie als kleines Kind in den Sack gesteckt und bis auf die Strasse mitgenommen wurde. Das muss einen furchtbaren Schock bei dem kleinen Mädchen ausgelöst haben, den sie das ganze Leben lang nie mehr ganz los wurde.

Darum wurden bei uns die „Kläuse“ von ihr immer sehr sorgfältig ausgelesen. Ein ganz lieber musste es sein! „Einfach irgendeiner“ (z.B. aus dem Turnverein oder dem Männerchor) wäre von ihr nie bestellt oder ins Haus gelassen worden. Es musste immer jemand aus dem Freundeskreis sein, den sie gut kannte und der höchstens ein wenig tadelte, aber nie richtig böse schimpfen durfte.

Somit habe ich nur die schönsten Erinnerungen an den Samiklaus und das will ich auch weiterhin so halten, Schmutzli hin oder Schmutzli her.






;)

6 Kommentare :

Anonym hat gesagt…

Bravo "Oter" Mami, sie haben aus ihren eigenen Erfahrungen gelernt.

Herr Oter hat gesagt…

Danke Beate :)
Es stimmt, von meiner Mutter habe ich sehr viel Wertvolles gelernt.

Übrigens ganz herzlich Willkommen auf meinen Seiten und.... man darf hier gerne du sagen, wenn man möchte.

Ganz liebe Grüsse und ein schönes Wochenende.
Resunad

Anonym hat gesagt…

Zu meiner Zeit war das dann ein bisschen anders. Da durfte auch der Schmutzli kommen, in Person meines 10 Jahre älteren Bruder. Dieser konnte sich aber vor Lachen kaum mehr beherrschen weil ich dem Samichlaus klagte, mein jüngster Bruder könne nicht dabei sein weil er arbeiten müsse...
Aber lieb waren sie immer alle und liessen einen grossen Sack Mandarinen Nüsse und Lebkuchen zurück. Spielzeug brachten sie nie!!! Das war Sache vom Christkind.
T.O.&O.

Jutta.K. hat gesagt…

Wieder ein sehr netter Bericht.
Interessant und informativ.
Ich kenne die Bräuche um Nikolaus und Co. nicht besonders gut, aber es ist schön, wenn man dazu lernen kann;-)
Heute habe ich nun deine Geschichte in meinem Blog veröffentlicht.Es gab schon liebe Kommentare dazu.
Einen schönen Abend
Jutta
http://www.kreativ-im-rentnerdasein.blogspot.de/2013/12/eine-geschichte-zum-nikolaus.html#comment-form

rotzloeffel hat gesagt…

Oh, als Kind hätte ich aber auch ordentlich und respektvoll geschluckt, wäre eine sooo schwarze Person aufgetaucht. ;-)

Da lob ich mir ja unseren Knecht Ruprecht. Den kenne ich aber nur aus Erzählungen, hier im Norden ist das am Niklaustag nicht so verbreitet. Dafür aber am Heiligabend.
Bei uns hat mein Dad den "alten Mann" gegeben, allerdings nur akustisch.^^ Am späten Nachmittag durften wir nicht mehr in die Stube, wo ich immer mir meiner Mom den Tannebaum geschmückt hatte. Wir blieben dann immer in unseren Kinderzimmern. Dann hörten wir die Klingel, jemanden den langen Flur langgehen und eine Moment später durften wir dann unsere Geschenke begutachten, natürlich nicht ohne vorher auch ein Gedicht oder Lied vor zutragen.

Und deine nur schönen Erinnerungen an den Samiklaus haben nun mit dem Auftritt als Schmutzli noch eine neue Seite dazu bekommen, denn es scheint dir ja Spaß gemacht zu haben, so wie du strahlst. ;-))

Danke Dir für diesen schönen Beitrag und noch ein schönen Abend.
Löffelchen

Herr Oter hat gesagt…

@T.O.&O.:
Siehst Du, Schwesterchen, das wusste ich gar nicht, war vermutlich damals bereits "ausgezogen"....
Blog sei Dank!

@Jutta:
Danke für Dein Kompliment.

Ich habe die Kommentare in Deinem Blog zu meiner Geschichte: "Eine warme Decke für einen alten Esel" bei Dir gelesen und habe mich über das positive Echo gefreut.

@Rötzlöffel:
Ja, es hat mir als Schmutzli sehr viel Spass gemacht und auch der heutige Auftritt war sehr schön, eindrucksvoll und berührend.

@alle:
Ich danke Euch allen für Eure netten Kommentare und wünsche Euch ein ganz gemütliches 2. Advent-Wochenende.
Gruss Resunad