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Freitag, 28. Juni 2013





Das Durchschnittliche 
gibt der Welt ihren Bestand, 
das Aussergewöhnliche 
ihren Wert.

Oscar Wilde



Ich meine dazu:
Was ist durchschnittlich und was ist aussergewöhnlich?
Ich finde, dass diese Einteilung überhaupt nicht einfach ist.
Was für jemanden eine Höchstleistung darstellt, ist für einen anderen eine Lappalie. Das kommt ganz auf die Voraussetzungen an.
Leider wird heute "das Durchschnittliche" meistens nur noch als Schwäche ausgelegt, obschon es eigentlich den Normalfall bildet und die Mehrheit meint.Ich finde, dass es ganz viel Durchschnittliches braucht, damit sich einige mit dem Aussergewöhnlichen profilieren können.


Etymologie: (gemäss Wikipedia)
Das Wort Durchschnitt entstand im 16. Jahrhundert durch Substantivierung des Verbs durchschneiden. Es wurde zunächst im Sinne von Durchmesser verwendet. Im 18. Jahrhundert kam es innerhalb der Arithmetik zu einer Übertragung der Bedeutung auf den Mittelwert, als gemittelte Grösse mehrerer Werte. 

In diesem Zusammenhang steht auch die Entstehung des Adjektivs durchschnittlich, heute oft mit der leicht negativen Nebenbedeutung als „nur durchschnittlich“ verwendet.



:)

Mittwoch, 26. Juni 2013

Warum haben Waschmaschinen ein Guckloch?





Warum haben Waschmaschinen ein Guckloch?

Diese interessante Frage in einer Zeitung erinnerte mich an eines der grossen Rätsel meiner Kindheit.
Aber dazu komme ich etwas später, denn jede Frage will doch beantwortet sein.

Doch zuvor noch schnell einen kurzen Blick auf die Erfindung der Waschmaschine:
Ein erstes Patent (No. 271) bekam in England der Ingenieur John Tyzacke bereits am 18. August 1691 für eine "Industriewaschmaschine". Das Gerät, eine Trommel mit Kurbelbetrieb, befreite die Textilien von den durch die Fabrikationsverfahren entstandenen Verunreinigungen.
1767 entwickelte der Regensburger Theologe Jacob Christian Schäffer eine Rührflügelmaschine; die erste funktionsfähige und für Haushalte gedachte Apparatur zum Wäschewaschen.
(Ein Nachbau der Waschmaschine findet man hier.)
Dreissig Jahre später dann, am 28. März 1797 erhielt der US-Amerikaner Nathaniel Briggs ein Patent für seine Erfindung, die mehr einem Waschbrett mit Kurbel ähnelte. Mehrere Holzwalzen drückten dabei Schmutz aus der Wäsche.

Sie erinnert mich an eine ähnliche Vorrichtung am grossen, kupfernen Waschhafen in Mutters Waschküche. Durch diese „Mangel“  hatte sie stark verschmutzte Wäsche gedreht, bevor sie sie mit dem langen hölzernen Kochlöffel immer wieder in den brodelnden Waschsud getunkt hatte. Zum Schluss wurde damit die Wäsche auch ausgewrungen, bis dann eine wasserbetriebene Wäscheschleuder angeschafft wurde.

Waschhafen mit Mangel

1858 wurde von Hamilton Smart eine Trommelwaschmaschine entwickelt, die man jedoch mit einer Kurbel noch von Hand drehen musste.
Aber bereits 1901 wurde vom Amerikaner Alva J. Fisher mit der „Thor Washing Machine“  eine elektrische Waschmaschine entwickelt. (Abbildung hier (Fig. 1))


Nun zurück zur Frage, warum Waschmaschinen ein Fenster haben:
Die ersten Waschmaschinen hatten noch kein Fenster, denn sie wurden alle von oben beladen.
Erst als in Deutschland Mitte der 50er Jahre die ersten Frontlader-Waschvollautomaten für den privaten Haushalt auf den Markt kamen, war es plötzlich da. Der Erfinder der Waschmaschine mit Fenster hiess Louis Zimarik.
Seine Erfindung hatte den Vorteil, dass sich die Gummidichtung der Waschmaschinentüre viel einfacher um ein rundes Glasfenster spannen ließ als um eckiges Metall. Als weiteren Vorteil soll Herr Zimariks das Fenster auch genutzt haben, um die Technik des Waschvorgangs zu überprüfen und die Weiterentwicklung der Wäschetrommel zu verbessern. Später stellte sich das "Bullauge" auch als Verkaufshilfe heraus, weil die Hausfrauen anfangs diesen Maschinen nicht trauten. Sie dachten, die Wäsche werde darin beschädigt oder sie wollten sehen, dass da wirklich Wasser und Waschmittel zu ihrer Schmutzwäsche kam.
Heute wäre ein Fenster ja nicht mehr nötig, aber in Europa verkaufen sich Frontlader immer noch viel besser, als Waschmaschinen mit einem Deckel. Reine Gewohnheit.
Es soll jedoch mitunter auch Leute geben, die spannungsgeladen vor ihrer Waschmaschine sitzen und der vorbeiziehenden Wäsche zusehen. Und, gerne gesellt sich dann auch noch die Katze dazu.


Hätten Geschirrspülmaschinen ebenfalls ein Fenster, so hätte sich ein grosses Rätsel meiner Kindheit gar nicht erst gestellt.
Denn bedingt durch das Geschäft meines Vaters hatten wir – lange vor allen anderen in unserem Dörfchen – bereits früh eine Geschirrwaschmaschine in der Küche stehen. Er brachte sie aus einem Laboratorium zu uns nach Hause, weil er dort eine Neue liefern konnte.
Ab sofort war also das tägliche Abwaschen im steinernen "Schüttstein" und das Abtrocknen mit dem „Tüechli“ vorbei. Eine Maschine nahm uns Kinder nun die unliebsame Arbeit ab.
Man stellte einfach das Geschirr in zwei Korbschubladen, gab zwei Esslöffel Pulver hinzu, knallte die Türe zu und nach etwa zwei Stunden nahm man das Geschirr sauber und trocken aus der Maschine. 
Einfach wunderbar!
Wie das Geschirr gewaschen wird, konnte ich mir noch einigermassen vorstellen, aber wie wurde es trocken? So fragte ich mich lange Zeit, wie denn das Abtrockentuch von ganz alleine in die Gläser und Krüge kommen konnte und wohin es nach dem Abtrocknen wieder verschwinden würde? 
Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich das Schlupfloch in der Maschine suchte.


Inzwischen hat sich dieses Mysterium zum Glück aufgelöst.
Es bleibt nun nur noch das Problem mit dem Kühlschrank.
Ich hätte gerne so ein Guckloch auch dort! Dann könnte ich wenigstens mal kontrollieren, ob das Licht auch tatsächlich ausgeht, wenn man die Türe schliesst.
Andererseits, wenn das Licht dann wirklich ausgeht, könnte man ja gar nicht sehen, was im Kühlschrank drin ist ..…



;)

Dienstag, 25. Juni 2013

Der ganz grosse Star



 


Hochwasseralarm!
Erst fiebern alle tagelang den neuen Höchstständen entgegen – die Opfer, die Helfer, die Reporter, die Gaffer und die Plünderer. 

Dann kommt sie, die verheerende Flut; und mit ihr für kurze Zeit ein gewisser Einhalt, eine hilflose Starre und ein unfassbares Staunen über die Gewalt der Natur.
Aber rasch weicht die Lähmung der Geschäftigkeit und jeder nimmt seine Tätigkeit wieder auf.
Die Opfer bedauern, die Helfer helfen, die Reporter berichten, die Gaffer gaffen, die Plünderer verstecken und die Politiker fliegen über die Schadensgebiete und versprechen die grosse Hilfe. Die Spendenkontos werden eröffnet, die Versicherungstipps verbreiten sich wie Lauffeuer und im Fernsehen wird wieder endlos über besseren Deichschutz und mehr Platz für das Hochwasser diskutiert.
Bis zum nächsten Mal, denn ändern wird sich auch dieses Mal wieder nichts.

Zum Glück ist die grosse Flut inzwischen weitgehend zurück gegangen. Die Pegel sinken, Felder, Strassen und Keller entwässern sich. Die braune, stinkige Brühe hat sich wieder in die Flussläufe und Kanäle zurückgezogen, der Schlamm hat sich abgesetzt und die Mücken haben sich ausgebreitet. Zurück beliebt der Dreck und die Verzweiflung; denn die immensen Schäden werden nun sichtbar. Aber auch diese Katastrophenbilder werden leider wieder viel zu rasch aus den Medien verschwinden und die Flut 2013 wird bei den meisten bald in Vergessenheit geraten.


Was aber sicher bleibt, ist – ein Sack.
Man wird ihn weiterhin sehen, wie er an Seilen unter dem Helikopter befestigt durch die Luft fliegt, auf den Ladeflächen von Armee-Lastern gestapelt herumfährt oder durch meterlange "Sandsackmenschenketten" von Hand zu Hand gereicht wird.

Der Sandsack


Einzeln recht unscheinbar, aber in der Masse umso eindrücklicher.
Etwa 20 Kilogramm schwer oder auch handlicher, braun oder schwarz, aus Jute oder Kunststoff, hergestellt in Fernost und vor Ort mit Sand gefüllt, wird er trotz seiner unförmigen Form auch weiterhin in den Medien allgegenwärtig sein.

Ein Volk. Eine Katastrophe. Ein Sandsack.
Vom kleinsten Mäuerchen bis zum kilometerlangen Schutz vor übergetretenen Flüssen, überlasteten Dämmen oder Übergriffen von mordenden Soldaten; offenbar weltweit das wirksamste Mittel gegen Flutkatastrophen und feindlichen Kriegsangriffen.
So wurde der profane Sandsack auch bei der kürzlichen Flutkatastrophe wieder zum beeindruckenden Lebens- und Güterschützer und somit auch zum ganz grossen Medienstar. Millionenfach präsentierte er sich vom kleinsten Türschützer bis zum riesigen Schutzdamm in jeglicher Grösse und Ausbreitung
Die Pyramide von Gyzeh, so wurde berichtet, hätte man in Originalgrösse mit den vielen Millionen von Sandsäcken die gegen die grosse Flut ausgelegt wurden, nachbilden können.

Ich wundere mich, dass man noch nichts besseres dafür erfunden hat, als viel feinen Sand in grobes Tuch einzupacken, um Häuser, Strassen und Menschen vor der Sintflut oder dem Kugelregen zu schützen. Ein Grund mag sein, dass Sandsäcke, weil Jute nach einem Vierteljahr verrottet, vielerorts einfach liegen gelassen werden können, wenn das Hochwasser vorbei ist.

Anderer Meinung ist man jedoch an anderen Orten. 

Weil Klärwerke überspült wurden, finden sich entsprechend Fäkalkeime im Flusswasser und damit auch auf den Sandsäcken. Ausserdem seien auch Lösungsmittel oder Öl aus etlichen Kellern darin enthalten. So meint man dort, dass das wirksamste „Anti-Katastrophen-Mittel“ jetzt als Sondermüll entsorgt werden muss, weil es umweltschädigende Stoffe aufgesogen haben könnte.

Aber auch eine sympathische Weiterverwendung habe ich gefunden:
Nach dem Motto: "Es gibt nichts Jutes, ausser man tut es", arbeitet ein siebenköpfige Team von „Alles Jute Dresden“ fleissig an den Nähmaschinen, um Jutesandsäcke, die nicht mit der Elbeflut in Berührung gekommen sind, zu schicken Tragetaschen umzumodeln.
Maximal 876 Stück der Jutetragetaschen sollen hergestellt werden, denn bei 8,76 m war der Höchstpegelstand der Elbe in Dresden.

Man sieht, der kleine, grosse, unscheinbare und doch beeindruckende Sandsack wird uns bestimmt wieder begegnen, sei es in der einen oder andere Art.



Sandsackmauer


:)

Montag, 10. Juni 2013

Wortreise






Ich habe ein Wort gesucht und schon ging die Wortreise los:
Philtrum
heisst die vertikale Rinne, die sich von der Nase bis zur Mitte der Oberlippe herabzieht.
Diese Vertiefung entsteht während der Embryonalentwicklung durch das Zusammenwachsen der Gesichtshaut.
Das Wort stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Liebeszauber“ und galt im antiken Griechenland als der erogenste Punkt am menschlichen Körper.



Der untere Bereich des Philtrums ist ein Teil des
Amorbogens.
Der Amorbogen wiederum ist die bogenförmige Grenzlinie des Oberlippenrots.
Dieser Name beruht auf der ähnlichen Form zum Bogen einer Jagdwaffe und als eine erogene Zone nimmt sie Bezug zum römischen Gott Amor.



Dazu passt doch gleich noch das Wort
Philtron
Das ist ein Liebestrank, dessen Aberglaube das andere Geschlecht „animieren“ soll.
Seine „Zutaten“ sind unterschiedlicher Natur, aber meistens doch recht ekelhafte Ingredienzien.
So verwendet man dazu nebst verschiedenen Kräutern auch Insekten, einen barschartigen Fisch mit Namen Remora, Eidechsen, Kalbsgehirn, Taubenblut und Teile des Vogels Wendehals, besonders dessen Zunge.



Der Wendehals ist der einzige europäische Vertreter der Gattung Jynx.
Jynx
Ist in der griechischen Mythologie eine Nymphe, die mit ihrer Zauberei die Liebe von Zeus gewann. Als Strafe dafür wurde sie von Hera in einen Wendehals verwandelt, der danach immer wieder als Medium für allerlei Liebeszauber galt.


Womit wir wieder beim Wort Philtrum angelangt sind.
Ich meine, so eine kleine Wortreise ist doch immer spannend.




Der Wendehals




;)




Samstag, 8. Juni 2013

Wie die Schildkröte zu ihrem Panzer kam








Ein weiteres Rätsel der Evolution scheint gelöst, denn lange galt die Frage, wo der Panzer der Schildkröte in der Evolutionsgeschichte eigentlich herkam als ungeklärt.

Schildkröten gehören zu den ältesten Tiergruppen überhaupt. Sie haben die beiden grössten Massensterben der Erdgeschichte überlebt und kriechen oder schwimmen seit über 200 Millionen Jahren auch heute noch gemächlich auf unserem Planeten. Bei Gefahr ziehen sie ihren Kopf und die Gliedmassen in ihren, in der Tierwelt einmaligen, robusten Panzer und dieses Konzept schein sich bewährt zu haben.
Obschon man sehr viele Versteinerungen gefunden hat, konnte die „Panzerfrage“ nicht beantwortet werden, weil alle Funde bereits einen vollständig ausgebildete Bauch- und Rückenpanzer aufwiesen.
Aber wo kam der Panzer her und woraus ist er entstanden?

Diese Fragen scheinen nun geklärt, wie die Universität Zürich in einer Medienmitteilung bekannt gibt.
Ein internationales Team aus Forschern mehrerer nordamerikanischer Universitäten und der Universität Zürich haben herausgefunden, dass bereits vor mehr als 260 Millionen Jahren ein Urzeit-Reptil aus Südafrika die Anlagen eines Panzers in sich trug.Das eigenartige, rund 10 cm kleine Reptil, «Eunotosaurus africanus», so der wissenschaftliche Name des Tieres, besass noch keine durchgehende Panzerung, aber bereits die für Schildkröten charakteristischen Umformungen der Rippen.
Das Fossil „Eunotosaurus“ ist ein Übergangsfossil und schliesst, gemäss Torsten Scheyer von der Uni Zürich, eine Lücke von 35 bis 50 Millionen Jahren in der Entwicklungsgeschichte der Schildkröten.

Zur Veranschaulichung der innerhalb der Tierwelt einzigartigen „Evolution des Schildkrötenpanzers“, hat Scheyers Co-Autor Tyler Lyson bei Youtube eine anschauliche und interessante Visualisierung der Panzer-Evolution veröffentlicht.






Donnerstag, 6. Juni 2013

Hansruedi







Hansruedi

Ein schlanker, kräftiger Mann steht an die ziegelrote Mauer von Grossmutters Haus gelehnt und zieht süchtig an einer filterlosen "Gitanes bleu"(*1); die er aussergewöhnlich zwischen Daumen und Zeigefinger hält, als müsste er auch jetzt noch die rötliche Glut vor dem Feind abdecken.
Sein dunkles Haar ist kurz geschnitten und er trägt eine blaue Jeans-Hose, was damals, insbesondere bei Männern in meiner bergigen Heimatgegend, eher ungewöhnlich war.
Die unerwartet dunkle Hautfarbe des gut Dreissigjährigen wird durch das blütenweisse, kurzärmelige Hemd, das er trägt, kraftvoll unterstrichen.
Mein Onkel - ein Neger!


Das ist meine früheste Erinnerung an Hansruedi, den legendenumwobenen Bruder meiner Mutter und, auch das erste Bild, das mir heute in den Sinn kommt, wenn ich an meinen illustren Onkel denke.
Er hat mich damals auf den ersten Blick fasziniert, denn er hatte etwas "Exotisches" an sich – das Abenteuerliche an ihm fiel mir erst später auf – und, für das Erkennen seines schwierigen Charakters brauchte ich viele Jahre.

Ich nehme an, dass seine Rückkehr aus dem Krieg der Hauptgrund für die damals – vor knapp fünfzig Jahren – vierstündige Reise vom Bündnerland an die Birs war.
Die Begrüssung war herzlich, nachdem mein Vater unseren weissen Ford „Anglia 105E“ – der mit dem roten Dach und dem schrägen Heckfenster – schwungvoll wie immer, auf den gekiesten Hofplatz meiner Grosseltern gelenkt hatte.
Hansruedi umfasste die schmale Hüfte seiner fünf Jahre älteren Schwester, hob sie auf Augenhöhe an und drehte sich mit ihr im Kreis – so, dass ihr knöchellanger Plissee-Faltenrock wie ein Teller abstand.
„Irmali“, so nannte er sie immer, „wie geht's dir? Du siehst gut aus“.
Ja, Komplimente machen konnte er, denn er war ein Charmeur erster Güte, sein Leben lang.

Und noch ein eindrückliches Bild von diesem Wochenende, das mir unauslöschlich in Erinnerung geblieben ist – das, wie Onkel Hansruedi  in einer unglaublichen Geschwindigkeit die scharfe Spitze seines Sackmessers zwischen die gespreizten Finger seiner linken Hand in Grosi's Schneidebrett gestochen hat – vom Zeigefinger zum Daumen und zurück und das mehrmals, immer präzise in die Zwischenräume.
Das war für mich damals die Fremdenlegion, dort wo man solche Kunststücke lernt und das war auch das Bestechende an Hansruedi, dass er immer wieder zu beeindrucken wusste – nicht nur weltfremde Zweitklässler aus einem Bergdorf.



Alle waren froh, dass er wieder da war. Heil und gesund.
Aber eigentlich hätten sie ihm schon damals alle böse sein müssen.
Denn Jahre zuvor war er eines Nachts klammheimlich von Zuhause abgehauen – über die nahe Grenze ins Elsass nach Strasbourg, wo er sich in einem Rekrutierungsbüro der französischen Fremdenlegion gemeldet hat.

Diese Rekrutierungsbüros waren damals während 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden geöffnet. In der Schweiz wusste man über die Legion wenig Genaues, es waren vor allem Legenden und Geschichten.
Im Vertrauen darauf, ja jederzeit wieder umkehren zu können, betraten die gewillten Jugendlichen unbesorgt eine dieser Rekrutierungsstellen. Dort versuchte man ihnen zuerst das Gefühl zu vermitteln, dass die Fremdenlegion (frz.: Légion Étrangère) sie nicht unbedingt haben wollte und man schon gar nicht auf sie gewartet hatte.  Man erzählte ihnen von einer Probezeit und, dass scheinbar keineswegs eine sofortige Verpflichtung verlangte wurde. Sie wurden jedoch danach so raffiniert psychologisch bearbeitet, dass schliesslich jeder Interessent davon überzeugt war, dass die Legion für ihn genau das Richtige war. Sie glaubten, ihre Neugier und Abenteuerlust ohne allzu grosses Risiko befriedigen zu können.
So wurde oft bedenkenlos zugestimmt. Die Burschen unterschrieben dabei zahllose Papiere, deren Text man ihnen nicht übersetzte. Sie erfuhren auch nicht, dass sie erst in Marseille endgültig verpflichtet wurden. Ausserdem  versprach man ihnen auch grosszügige Prämien, die allerdings nur sehr selten ausgezahlt wurden. Um vor Absprüngen auf dem Transport sicher zu sein, nahm man ihnen ihre Zivilkleidung, Pässe, Dokumente und alles weitere "Persönliche" ab und steckt sie in alte Uniformen aus der Zeit des Ersten Weltkrieges.
Sie "durften" ihr Hab und Gut der Fremden-Legion entweder "schenken" und erhielten dafür den späteren Anspruch auf Wiedereinkleidung bei der Rückkehr ins Zivilleben - oder sie konnten es der Legion" verkaufen". Für Kleider und vielleicht noch einen kleinen Koffer mit Habseligkeiten erhielt man einige Päckchen Zigaretten und die waren hochwillkommen, denn Zigaretten gehörten erst nach einigen Monaten Ausbildung zur Verpflegungs-Ration.

Hatte man einmal unterschrieben, so musste der französische Legionäre mindestens fünf Jahre lang durchhalten und bereit sein, überall auf der Welt zu kämpfen und zu sterben. Wurde es auch noch so hart oder unmenschlich, man musste bleiben. Ausser vielleicht, man versuchte eine risikoreiche und sehr gefährliche Desertion – aber das gelang bei weitem nicht jedem, der es versucht hat.
Nach der Unterschrift gab es also nur noch einen Weg, den Überlebenskampf im gefährlichen Kriegsgebiet, mit knallharten Regeln, viel Kameradschaft und ganz wenig Sold.
Der Legionär verzichtete damit auch auf den Genuss sämtlicher Rechte in der Heimat und begab sich voll und ganz in eine Leidensgemeinschaft, deren Wappeninschrift lautet:
«Legio patria nostra»  – «Die Legion ist unsere Heimat».
Dafür durfte er nach drei Dienstjahren französischer Staatsbürger werden und für immer in Frankreich bleiben.


Im Rekrutierungsbüro fand also auch für Hansruedi eine erste Musterung statt und dort gab er seine Unterschrift zu einer jahrelangen Verpflichtung in einem lebensgefährlichen, fremden Land auf einem anderen Kontinent.
Nach dieser ersten Unterschrift wurde der vermeintliche "Bewerber" über Paris nach Südfrankreich geschickt. In Aubagne, in der Nähe von Marseille, wurde dann im Bewerbungszentrum der Fremdenlegion die eigentliche "Musterung" vorgenommen. Bei einer vollständigen ärztlichen Untersuchung wurde die Gesundheit überprüft und bei einem Sporttest die Tüchtigkeit abgeklärt. Ob weitere Tests zu bestehen waren, ist mir nicht bekannt. Aber vermutlich kam man damals recht schnell zum Gespräch vor der Verpflichtungskommission, und danach mit einer zweiten Unterschrift zum gültigen Vertrag.
Hansruedi bekam seine Dienstnummer (mie 118 087) und einen neuen Namen:
Hans Reucher.

©® Copyright by Herr Oter


Was hat Hansruedi zu diesem einschneidenden Schritt getrieben?
Warum hat er sein friedliches und gesichertes Leben für ein waghalsiges Vabanquespiel mit ungewissem Ausgang getauscht? Wieso hat er eine geachtete Anstellung mit gutem Gehalt als erfolgreicher Laborant in einer der beiden grossen "Chemischen" in Basel für einen schlecht bezahlten, hochgefährlichen Dienst aufgegeben?
War es das Abenteuer und der Nervenkitzel oder der Drang, sich zu bestätigen?
Waren es die Klischees von Dschungel und Wüstensand, von Kameradschaft bis in den Tod und von der bedingungslosen Befehlsausführung, die immer wieder heraufbeschworen und verherrlicht wurden?
Oder wollte er einfach eine unbekannte Vergangenheit hinter sich lassen, vielleicht vor irgendwelchen "krummen Sachen" davonlaufen und ein neues Leben beginnen…?

Denn die Fremdenlegion bot jedem diese einmalige Chance.
Als in den französischen Kolonien noch Tausende von Legionären benötigt wurden, war man bei der Rekrutierung oft ziemlich unzimperlich mit der Vergangenheit der Männer umgegangen. Es wurden keine Ausweispapiere verlangt, noch viele Fragen gestellt.
Egal welcher Herkunft, Religion, Schulausbildung oder berufliche Situation, die Fremdenlegion bot damals jedem eine neue Chance für ein neues Leben. Selbst Vorstrafen oder eine polizeiliche Fahndung waren kein Hinderungsgrund, denn jeder wurde ohne Nachfrage aufgenommen, auch der, der etwas „ausgefressen“ hatte und allen wurde eine neue Identität verschafft
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Ich glaube nicht, dass Hansruedi "Schweres" auf dem Kerbholz hatte.
Auch aufgrund seines späteren Lebens, vermute ich eher irgendwelche "Frauengeschichten" und/oder Abenteuerlust.
Möglicherweise wollte sich der etwa 25-jährige mit dem Eintritt in die Legion vor einer Verantwortung drücken, die er im September 1952 durch die Verlobung mit Hedy Hammel eingegangen war. Oder ging es um Elsa Michel oder Frau Schiffmann, die Hansruedi beide in einem seiner spärlichen Briefe erwähnt hat? Man sprach auch immer wieder von einer angeblichen Tochter, die es geben soll und für die er "zahlen musste". Das wäre immerhin meine Cousine; doch Genaues wusste niemand und die, die es vielleicht gewusst haben, schwiegen – für immer.

In einem seiner wenigen Briefen schrieb er ein paar Jahre später an seine Schwester:
«Ich habe mir vorgenommen, soviel wie möglich von der Welt anzugucken und ich bin sichert, dass ich auch noch weit rumkommen werde……., man kann auf zwei Arten glücklich sein, die eine ist, wie du dir* das Leben gestaltet hast.
Und das ist bestimmt keine schlechte Art. Die andere Art dürfte die sein, das Leben als ein Spiel zu betrachten, hie und da "ma va banque" zu spielen und den Gewinn oder Verlust mit einem Lächeln einzustecken.»

So war er, der Hansruedi, mein Onkel.
(* Anmerkung: wie meine Mutter – Mann, Kinder, Haus und Geschäft)


Alle Neu-Eintretenden wurden sogleich in die eigentliche Metropole der Legion, nach Sidi bel Abbés, ungefähr 300 km südlich von Oran (Algerien), verbracht; wo ihnen in einer "wenige Wochen" dauernden Rekrutenschule die nötige Kampfausbildung beigebracht wurde. Diese "Ausbildung" muss unglaublich hart gewesen sein. 

Ich las dazu: «Man hat auch Faustschläge ins Gesicht abbekommen, zur Strafe, oder einen Schlag mit dem Gewehrkolben auf den Kopf. Man ist zum Arzt gegangen, um die Platzwunden nähen zu lassen. Den andern hat man dann etwas von einem Sturz erzählt. C'est normal.»
Die Übergabe des traditionellen  weissen Hutes (képi blank) und das Aufsagen des während der entbehrungsreichen Grundausbildung erlernten "Ehrenkodexes" der Fremdenlegion, bildet im Anschluss an den "marche képi blank" (Képi blank Marsch), einem traditionellen, etwa 50 bis 70 Kilometer langen Orientierungsmarsch, den Abschluss der Ausbildung.
Danach kamen die Legionäre unverzüglich in eines der 11. Regimenter und somit direkt an die Front.
Zum Aufnahmeritual der Legion gehörte es auch, dass einem der Kontakt nach außen für 4 Monate komplett versperrt wurde: kein Telefon, keine Briefe, nichts.
Der einmal aufgenommene Legionär galt laut der Musterungsbroschüre «unabhängig von seiner realen Familiensituation als ledig und ungebunden.» Deshalb gab es auch keinen Anlass jemanden zu benachrichtigen.




Hansruedi, alias Cpl. Hans Reucher, wurde etwa 1955 zuerst dem Regiment III/2e R. E. I. (cie portée)  und dann später  dem 4e  Régiment d'infanterie in Algerien zugeteilt.
Weil Hansruedi, wie so viele andere auch, niemanden über seine Pläne informiert hatte, galt er daheim monatelang lang als unauffindbar. Man hatte zwar bei der Polizei eine Vermisstmeldung aufgegeben, aber seine Spur blieb verwischt und man hatte keine Ahnung, was passiert war, ob er noch lebte oder wo man nach ihm noch suchen konnte.
Schrecklich für alle; und ich weiss von meiner Mutter, welche grossen Ängste und Sorgen bei allen damals ausgelöst wurden.
Doch auch nach dem ersten Lebenszeichen aus Algerien, das nach langen Monaten endlich eintraf, blieb die Angst bestehen.

Das war nicht unbegründet, wusste man doch aus dem Indochinakrieg (1945-1954, er umfasste die Gebiete der heutigen Länder Laos, Kambodscha und Vietnam), dass dort offiziell mehr als 11.000 Legionäre ihr Leben für die "Grand Nation" verloren hatten, nicht zuletzt, weil Legionäre damals auch als sogenanntes "Kanonenfutter" galten.


Der "grausame Heckenkrieg der Banditen", wie der Algerienkrieg auch oft genannte wurde, den die Fremdenlegion anschliessend an der Seite der Franzosen auszufechten hatte, war nicht weniger schrecklich.
Es war ein ungleicher Krieg um die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich, in den Jahren 1954 bis 1962, der hauptsächlich zwischen dem französischen Militär und der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN geführt wurde. Gleichzeitig tobte ein Bürgerkrieg zwischen algerischen Loyalsten und der FLN.
Die 35 000 Soldaten zählende Fremdenlegion kämpfte nach dem Ende des Indochinakrieges ab dem Sommer 1954 bis 1962 auf der Seite der französischen Besatzungsmacht. Zunächst nur zu Sicherheitszwecken vor Ort; aber bald beteiligten sich die Söldner aktiv am Kriegsgeschehen: Die Legion sandte Interventionstruppen aus, nahm an Grossoperationen teil und kümmerte sich um die Grenzverteidigung.
Oft sahen sie sich dabei keinem offenen Frontenkrieg, sondern hinterlistigen Meuchelmordattacken der Partisanen, ausgesetzt.
Doch die französische Armee und die Legionäre gingen auch nicht gerade zimperlich mit ihren Gegnern um. Die Gräueltaten
bei der "Schlacht um Algier", sowie die bei der sogenannten "Französischen Doktrin" eingesetzten Methoden – unter anderem Folter und ungesetzliche Hinrichtungen von algerischen Verdächtigen – zogen massive innen- und aussenpolitische Proteste nach sich.
Hunderttausende von Algeriern sind dabei umgekommen. Davon nur ein kleiner Teil bei militärischen Operationen - der größte Teil bei Vergeltungsaktionen der Franzosen, denen fast ausschließlich Zivilisten zum Opfer fielen.
Das alles machte aus den Legionären vielfach Menschen, denen das skrupellose Morden zur Gewohnheit wurde.
Nach einem vom französischen Militär personell und materiell weit überlegenen und mit großer Härte geführten Kampf war die Unabhängigkeitsbewegung praktisch geschlagen.
Die Zahl der Verluste an französischen Soldaten betrug laut Angaben des französischen Militärs ca. 18.000. Laut französischer Aussage betrug die Todesopferzahl der Algerier 350.000, algerische Quellen gehen von über einer Million Toten aus.
Die Entlassung Algeriens in die Unabhängigkeit aus politischen Gründen im Jahre 1962, beendete den Einsatz der Fremdenlegion in Nordafrika, welches 130 Jahre lang ihre Heimat war.
 

Während seines jahrelangen Kriegseinsatzes waren Briefe von Hansruedi spärlich, oft nur kurz und meistens ziemlich allgemein gehalten. So hat er nie konkret darüber geschrieben, was er dabei erlebt hat. Einmal erfuhr man, dass er 1959 ziemlich verletzt wurde, wie schwer und wie lange, darüber wurde nicht geschrieben. Denn das vereinbarte sich nicht mit der "Legions-Ehre". Familie, Freunde und Bekannte durften, meist auch aus Sicherheitsgründen, sowieso nicht darüber informiert werden, wo der jeweilige Legionär sich genau aufhielt, wo er stationiert war und was er bei den Kampfhandlungen erlebte.

Aber manchmal gab es Ausnahmen:
So schreibt er am 4. April 1961:
«Im Moment sind wir ca 15 km von Ain-Sefra entfernt…. auf 2000 Metern Höhe und bei so 40° Hitze! Sand, soviel du willst, Wasser so gut, dass man meint, es hätten sich schon x Leute damit gewaschen. Aber keine Sorge, getrunken wird es trotzdem….»

oder um die Weihnachtszeit 1962:
«Wir liegen wieder einmal mehr direkt an der Schusslinie in einem grossen Forsthaus, das zum Glück bald in eine Betonfestung umgebaut ist und nur knappe 100 Meter von der marokkanischen Grenze und ca. 5 km von der Grenzstadt Marnia entfernt ist auf der Lauer.  Natürlich bereit, jeden durch den Radar gemeldeten illegalen Grenzübertritt auf das Schnellste zu vereiteln….. So weit das Auge reicht, elektrisch geladener Stacheldraht, Leuchtminen- und andere Minenfelder…..
Die Rebellen kommen so 2-3-mal pro Woche bis an den mit 5000 Volt geladenen Stacheldraht und schicken uns Grüsse von Marokko mit herrlich schnellen und verdammt ins Auge gehenden Minenwerfern.»



Ich habe für diese Geschichte viele Artikel und Berichte zum Algerienkrieg der Fremdenlegion gelesen und festgestellt, wie hart und oft grausam die Legion für jeden der Beteiligten damals war; aber auch, wie gefährlich es sein konnte.
Das illustriert auch ein weiterer Briefausschnitt vom 5. März 1962:
«Letzte Woche hatte ich sehr viel Glück. Wollte doch so ein "Salzneger" von algerischem Rebell mich doch tatsächlich mit seinem Gewehr zu einer Freifahrt ins Jenseits einladen. Welch wonniges Gefühl, wenn so 5 cm unter meinem angezogenen Bein 12 Schüsse sich in die Erde bohren. Aber jetzt bin ich froh, dass ich bei Willi dem Tellen in die Schule gegangen bin."»
(Ich schliesse daraus, dass er genauer getroffen hat)



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1963 war dann auch für Kpl. Hans Reucher die Zeit gekommen, wieder den bürgerlichen Namen Hans-Rudolf K. anzunehmen, vom Berufs-Legionär zum Schweizer Miliz-Militaristen zu werden und von der Kriegsfront zurück ins friedliche Basel zu wechseln.

Natürlich kam er nicht ohne Strafe davon. So musste er sich für den unerlaubten Einsatz in fremden Kriegsdiensten vor dem Militärgericht verantworten und wurde zu einer Gefängnis- und/oder Geldstrafe verurteilt.
Aber er fand bald wieder eine Arbeit, als Laborant in der pharmazeutischen Industrie. Auch zog er wieder bei Vater und Mutter ein.

Mehr Schwierigkeiten als das berufliche oder gesellschaftliche Leben machten ihm die psychischen Probleme. Denn wer die "Légion étrangère" überlebt hat, kam oft verändert nach Hause und manche konnten sich im "Zivilleben" nie mehr ganz richtig einordnen. Das war auch bei Hansruedi so.

Dabei spielte bei Hansruedi auch immer wieder der Alkohol eine grosse Rolle. An den Stammtischen der Kleinbasler Beizen war er oft und gerne gesehen, denn zu erzählen hatte er ja vieles. Wenn er betrunken nach Hause kam, randalierte er manchmal, beschimpfte dabei seine Mutter oder auch seine mit nach Hause gebrachten Frauen, auf das Übelste.
Seine vielen weiblichen Beziehungen blieben undurchsichtig und manchmal wechselten die Frauen häufig. Sie entsprachen zunehmend dem Typ der "abgetakelten Blondine mit rauchiger Stimme". Trotzdem gab es ein paar, die jahrelang zu ihm hielten.
Denn Hansruedi sah gut aus – er hatte etwas vom Aussehen des "Mäni" Weber, dem ersten grossen Schweizer Fernsehstar und grossen Frauenschwarm. Manchmal wurde er sogar mit dem begehrtesten Junggesellen der damaligen Zeit in einer „Basler Beiz“ verwechselt und auch mal um ein Autogramm gebeten.
Das wurde dann zu einer seiner vielen Anekdoten, die er unterhaltend zu erzählen wusste und seine Geselligkeit begründete.
Hansruedi vermochte viele Leute zu faszinieren; er war stets gut gekleidet, hatte angenehme Umgangsformen – besonders wenn es Frauen zu beeindrucken galt – und, er konnte mit seiner spendablen Art immer wieder "überzeugen".
Auch fuhr er zeitweise interessante Autos. Ich erinnere mich dabei an einen unscheinbaren VW Typ 3 mit eingebautem Porschemotor. Eine kraftvolle Rakete; und er liebte es, wenn er mit der unauffälligen Familienkutsche, die anderen reihenweise hinter sich liess, besonders wenn es bergauf ging.
Hansruedi war aber auch ein ausgezeichneter Koch und ich denke, dass er nicht unwesentlich dazu beigetragen hat, dass ich gerade diesen herrlichen Beruf gewählt habe.
Man kann generell sagen, dass er allen "Genüssen" des Lebens sehr zugetan war.

Doch es gab halt auch die schwierigeren Seiten des Hansruedi.
So verwandelte er mit der Zeit die Wohnung der Grossmutter in ein Exotarium mit grossen Terrarien und Käfigen, in denen er Schlangen und andere "Exoten" hielt. Damals brauchte es dafür weder ein Diplom noch eine Bewilligung und Lärm machten die Reptilien ja auch nicht. Trotzdem hielt es Grosi mit der Zeit dort nicht mehr aus und sie zog zu uns.
Von Zeit zu Zeit "hängte" es Hansruedi dann auch ganz tüchtig aus und er blieb wochenlang verschwunden.
Während dieser Zeit kämpfte er sich sozusagen "guerillamässig" durch die schweizerische "Wildnis". Ohne Zelt und Schlafsack  übernachtete er im Freien, ernährte sich von dem, was die Natur hergab, erlegte Tiere und wähnte sich vermutlich im Dschungelkrieg.
Aber es passierte nichts Gravierendes dabei und ausser den besorgten Telefonanrufen "seiner Weiber", wie sie Mutter jeweils nannte, bekamen wir wenig davon mit.
Interessanterweise behielt er trotz dieser gelegentlichen Eskapaden immer seine Arbeitsstelle – etwas, das ihn als tüchtigen Mitarbeiter auszeichnete.



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Hansruedi, der immer gerne in Gesellschaft war, starb wenige Jahre nach der Pensionierung alleine und wurde erst nach einigen Tagen von einer "seiner Frauen" in der Wohnung gefunden. Nach der Wohnungsräumung blieb nichts Brauchbares übrig, ausser einem alten Koffer mit ein paar Fotos und einigen Andenken und – einer beinahe unverwüstlichen, schwarzen RADO-Uhr, die ich als Andenken an Onkel Hansruedi bekam und zwischendurch auch immer wieder mal trage.


(*1) Anmerkung: Was ich damals noch nicht wusste, der Name "Gitanes" heisst aus dem französischen übersetzt "Zigeunerinnen". Das passte doch sehr gut zum Onkel Hansruedi.
 



Fremdenlegion:

Die Fremdenlegion (Légion étrangère) wurde 1831 von König Louis Philippe gegründet und diente zunächst zur Eroberung und Absicherung der afrikanischen Kolonien Frankreichs.
Ihr erster Kommandant war ein gewisser Christoph Anton Stoffel aus dem thurgauischen Argon (Schweiz) und jahrzehntelang waren die Eidgenossen überdurchschnittlich in der Legion vertreten. So zogen im Ersten Weltkrieg über 10'000 Schweizer für Frankreich in den Krieg und stellten somit ein Viertel der Legion. Jeder Rückkehrer musste damit rechnen inhaftiert zu werden, weil die hiesigen Gesetze das "Söldnertum" verbieten.

Von ihrer Gründung an bis zum Ende der 1980er Jahre haben in der Légion Étrangère laut einer Ansprache von Colonel Morellon mehr als 600.000 Mann aus aller Welt gedient.
Seit der Gründung der Fremdenlegion im Jahre 1831 sind mehr als 36.000 Legionäre auf dem Schlachtfeld für Frankreich gefallen.
Einer der bekanntesten Schweizer Fremdenlegionäre war der Schweizer Schriftsteller Friedrich Glauser, (geboren 1896 in Wien, gestorben 1938 in Nervi bei Genua).



Heute werden Legionäre nicht mehr wie früher ausschliesslich in Kriegen, sondern überwiegend zur Kriegsverhinderung im Rahmen von UN- oder NATO-Missionen (z. B. in Bosnien, Kosovo, Afghanistan), zur Friedensschaffung und Friedenserhaltung, zur Rettung gefährdeter Menschen, zu humanitärer Hilfe, zur Wiederherstellung von Infrastruktur (z. B. im Libanon 2006) und zur Katastrophenhilfe (z. B. nach dem Tsunami 2004 in Südostasien) eingesetzt.
Text: aus Wikkipedia

Mittwoch, 5. Juni 2013

Faszinierende Bilder







Er ist erst 14 Jahre jung und gilt bereits als absolute Internet-Sensation.
Während andere Jungs in seinem Alter den PC vor allem zum Spielen oder Chatten nutzen, geht Zev aus Natick, Massachusetts bereits furios mit dem Fotoshop und seinem Fotoapparat um.

Mit seiner Fotoserie „Little Folk“ hat der Teenager – besser bekannt unter seinem Nicknamen „fiddle oak“ – sogar die Fachwelt mit seiner Technik und Kreativität ins Staunen versetzt.

Er macht Selbstportraits und photographiert verschiedene Alltagsgegenstände, die er dann geschickt zu märchenhaften Bildern zusammenfügt.

„Fiddle oak“ sagt, dass er photographiert seit er 8 ist, seine Fotokamera „Betsy“ nennt und heute auch mit seiner 17-jährigen Schwester Nellie zusammenarbeitet.

Ich empfehle Euch, seine besten Bilder mal hier anzusehen oder mehr davon auf seinem Fotostream bei flickr.


Viel Spass




Dienstag, 4. Juni 2013

Wortbandwurm stibt






Es war nicht die beliebte
"Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänskajütentüre"!

Nein, die längste Wortschöpfung der deutschen Sprache produzierte jahrelang das mecklenburg-vorpommerische Landesrecht:
 "Rinderkennzeichnungs- und Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz"

Ein ganz schön langes Wort, das die Gesetzeshüter da kreiert haben.
Da musste natürlich sofort eine Abkürzung her:
RkReÜAÜG

Nun ist es aber vorbei mit dem „Wortbandwurm“.
Er wird jetzt abgeschafft, weil das Gesetz aufgehoben wird.
Denn, gesunde Rinder werden künftig an Schlachthöfen, wie seit 1999 vorgeschrieben, heute nicht mehr auf BSE getestet und so muss die Aufgabe der Überwachung der Etikettierung von Rindfleisch auch nicht mehr gesetzlich übertragen werden.
So einfach ist das.

Aber von den Sprachwissenschaftlern wird sicher bald ein neues Wort
„zum längsten Wort der deutschen Sprache in öffentlichen Texten“ kreiert, da bin ich mir sicher.

Sein Vorgänger war übrigens die Grundstücksverkehrsgenehmigungszuständigkeitsübertragungsverordnung,
sie war sogar noch vier Buchstaben länger und wurde 2007 aufgehoben. 






Samstag, 1. Juni 2013

Eine wunderbare Fabel






Ich möchte Euch eine sinnvolle und wunderbar geschriebene Fabel empfehlen:


Es lohnt sich übrigens, wenn man sich dabei auch auf den anderen interessanten Seiten von Poetikon umsieht. Viel Spass dabei.


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