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Dienstag, 5. Februar 2008

Zwei Café crème, bitte?



Zwei Café crème, bitte?



So ganz, lässt mich dieses Metier noch nicht in Ruh. Über dreissig Jahre Gastgewerbe lassen sich halt nicht einfach beiseite schieben. Dafür habe ich nun, mit etwas Distanz, (vielleicht) einen umfassenderen Blick auf meine ehemalige Tätigkeit. Auch kann ich meine Überlegungen hier offen kundtun, ohne dass ich die Folgen gleich im eigenen Portemonai spüre oder es zum allfälligen Verlust von Gästen führt.
So lese ich in der Online-Zeitung, www.nachrichten.ch, in einem Artikel vom 3. Dezember, dass sich der Preis einer Tasse Kaffee im neuen Jahr erhöht, und nun an einigen Orten die Vier-Franken-Grenze überschreitet. Bereits bisher kostete, wie der Cafetier Verband errechnet hat, die Tasse Café crème im Landesdurchschnitt 3.71 Franken, in der Stadt Zürich 3.92 - je nach Lage und Lokal sogar bis zu 4.80 - in der Ostschweiz im Durchschnitt 3.59 und in der Zentralschweiz 3.69 Franken. Dazu sollen nun in diesem Jahr nochmals 20 - 40 Rappen kommen. Ein stolzer Preis. Acht Franken für zwei Café crème!
Und was sind schon „schnell zwei Kaffees“, zwischen zwei Terminen, beim Einkaufen, nach einem Spaziergang oder bei einem Ausflug? Nichts Grosses, ein kleines, kurzes Vergnügen, eine Ausgabe so nebenbei.
Und doch sind acht Franken für viele, ein hoher Preis. Bei einem Netto-Stundenlohn von 18 - 23 Franken arbeitet man dafür fast eine halbe Stunde. Also, manchmal muss man länger dafür arbeiten, als dass der Kaffeegeschmack den Gaumen erfreut und die Einkehr dauert.
Natürlich weiss ich, als ehemaliger Wirt, dass dieser Preis bei den hohen Personal- und Betriebskosten gerechtfertigt ist. So eine Kaffeemaschine kostet ja heute schnell mal Zwanzig- bis Vierzigtausend Franken - bei einer Lebensdauer von 10- 15 Jahren. Zum jährlichen Abschreiber von zwei bis drei Tausend kommt noch eine Revision pro Jahr, also nochmals Fünfzehnhundert dazu. Da muss schon mancher Kaffee serviert werden, bis nur schon diese Kosten erwirtschaftet worden sind. Dazu kommen natürlich Warenkosten, Lokalmiete, Reinigung und Unterhalt, Stromkosten, Versicherungen, Steuern und Abgaben und rund 3.20 Personalkosten für diese beiden Café crème (ca. 40% vom Umsatz). Und der Wirt? Ja, der sollte ja auch noch etwas verdienen.
Wo liegt denn nun die Lösung?
Eben nicht dort, wo sie die meisten Wirte suchen! Denn, wenn eine „Wirtschaft“ (und der Wirt schafft heutzutage meistens selber sehr hart und viele Stunden am Tag), also, wenn ein Lokal nicht so gut rentiert, werden meistens mal - die Preise erhöht und die Öffnungszeiten verlängert.
Genau das Falsche, aus meiner Sicht.
Denn im Gegenteil sollte ,jeder Gastro-Betrieb im Land, seine Öffnungszeiten gerade um die Hälfte kürzen!
Das wären dann noch immer acht bis zehn Betriebsstunden am Tag. Also ungefähr so lange, wie ein Einkaufsladen (heute noch - zum Glück) offen hat. Aber auch andere Geschäfte und Gewerbebetriebe, die Autogarage, die Apotheke, der Bäcker oder die Post haben nicht längere Öffnungszeiten- und eine Bank ist nicht einmal genötigt, für seine Kunden so lange geöffnet zu haben. Und, frage ich mich, geht es unseren Banken etwa schlecht?
Bei meinem Konzept, würden sich bei allen Gastgewerbebetrieben, bei halb so langen Öffnungszeiten, logischerweise, die Gästezahlen verdoppeln und somit der Umsatz pro Stunde sich ebenfalls verzweifachen. Dafür würden die Personalkosten schrumpfen (bessere Auslastung, nur eine Schicht), die Betriebskosten würden sinken (z.B. Stromverbrauch, höhere Kapazitäten) und der Preis einer Tasse Kaffee könnte deutlich gesenkt werden und somit würden wieder mehr Gäste kommen, weil sie sich den Kaffee wieder eher leisten könnten.
Natürlich hätte jedes Lokal, entsprechend dem Angebot und seinen Gästen zu ganz unterschiedlichen Tageszeiten geöffnet. Einige ganz früh am Morgen, ein Bistro oder ein Tearoom eher am Vor- und Nachmittag, ein Speiselokal am Mittag und dann wieder am Abend. Eine Beiz zum Znüni, Zmittag und Feierabend, hingegen eine Bar, ein Jugendlokal oder ein Musikbetrieb am Abend und/oder in der Nacht. Kein Betrieb müsste dadurch schliessen und für jeden Gast hätte es zu jeder Zeit das richtige Lokal, mit einem tollen und abwechslungsreichen Angebot. Denn auch dafür, hätte jeder Wirt wieder mehr Zeit, statt stundenlang im fast leeren Lokal auf Gäste zu warten. Endlich könnte er sich etwas Frisches, Einmaliges und Spezielles einfallen lassen und damit seine Gäste immer wieder aufs Neue verwöhnt werden können.

Aber warum machen denn das die Wirte nicht einfach, wird man sich nun fragen?
Vielleicht ist meine Überlegung falsch oder die Wirte sind zuwenig clever und….. einfach ist es ganz bestimmt nicht.

©/® Copyright by Herr Oter



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